Rohrtrommeltransporter bei Brugg im Einsatz
„Last erhöht, Konstruktion verbessert“
Aufgrund schwerer gewordener Rohrtrommeln waren die beiden über zehn Jahre alten Sondertransporter bei Brugg Rohrsysteme (Schweiz) am Limit angelangt. Die Reparaturanfälligkeit stieg, die Stillstandszeiten auch, die Produktivität war unbefriedigend. Deshalb beauftragte Brugg den Spezialisten Hubtex aus Fulda mit einer neuen Sondergeräte-Lösung für den Transport von bis zu 12 t schweren Rohrtrommeln. Nur rund sechs Monate vergingen von der ersten Idee über die Zwischenabnahme bis zur Auslieferung.
Das Hubtex-Sondergerät transportiert Trommeln mit einem Durchmesser von 3 bis 4,5 m aus den Brugg’schen Produktionsanlagen ins Lager; die beiden Altfahrzeuge sind ebenfalls noch im Einsatz. Aufgewickelt werden Rohre mit einer Länge zwischen 800 und 3200 m. Durch die Isolation und Ummantelung erreichen die Rohre Außendurchmesser von 75 bis 182 mm. Brugg stellt sie für Kunden aus der Energiewirtschaft her; die Rohre leiten Heizungswasser in Fern- und Nahwärmenetzen. Angesichts des Booms im Energiemarkt haben sich Umsatz und Mengen an isolierten Rohren in den vergangenen Jahren fast verdoppelt.
Sondergerät mit Baukasten-Komponenten
Alfred Oeschger (Leiter Produktion) erklärt: „Sondergerät - das hört sich vielleicht nach einer teueren Investition an, erst recht, wenn man an die speziellen Ersatzteile denkt.“ Doch in diesem Fall konnte Hubtex für die benötigte Tragfähigkeit von 12 t die meisten Komponenten aus dem Standardbaukasten nehmen. Sowohl bei der Lastaufnahme als auch bei den Antriebskomponenten waren keine Sonderkomponenten vonnöten; auch die Fahrerkabine konnte komplett aus dem Standardprogramm entnommen werden, lediglich das Fahrgestell und die Aufnahmerampen für die Rohrtrommeln wurden konstruktiv neu erstellt. Dies schlug sich in einer günstigen Kalkulation nieder, zumal alle möglichen Verschleiß-/Ersatzteile als Hubtex-Standard vorgehalten werden.
Vergabeverfahren
Oeschger erläutert das Vergabeverfahren, das letztlich Hubtex den Auftrag brachte: „Wir mussten feststellen, dass es europaweit nicht viele Anbieter gab, die uns vom Know-how und vom Kostenrahmen her ein überzeugendes Angebot unterbreiten konnten.“ Bruggs klare Zielvorgabe bestand darin, vor allem konstruktiv bedingte Reparaturanfälligkeit, die man bei den Altfahrzeugen festgestellt hatte, bei dem neuen Gerät zu beseitigen. Bei einem Ortstermin in der Schweiz erstellte Hubtex ein Pflichtenheft, in dem alle Anforderungen einschließlich der ungünstigen Bodenverhältnisse im Außenbereich (Kanaldeckel, Vertiefungen und Rinnen) besonders vermerkt wurden. Hubtex-Experte Juan Cantalejo (Verkaufsleiter) erläutert: „Die Aufhängung der Lasträder sollte Bodenunebenheiten ausgleichen, in die Rahmenkonstruktion geleitete Spannungen sollten gering gehalten werden.“ Bei den alten Geräten waren dort Risse entstanden, und der Fahrrahmen hatte sich verzogen. Für eine höhere Tragfähigkeit und Geländeanpassung vergrößerte Hubtex die Räder in Durchmesser, Breite und Beschaffenheit. Insgesamt entwickelte Hubtex für das neue Gerät ein anderes, komplett neues Fahrwerkskonzept.
Altgeräte mit komplizierter Prozedur
Bei den Altgeräten musste die Lastaufnahme zwecks Aufnahme unterschiedlicher Trommelbreiten immer noch in einer komplizierten und zeitaufwendigen Prozedur verstellt werden: Über hydraulische Stützböcke hieven die Brugg-Fahrer die Fahr-zeuge hoch; danach verstellen sie die Aufnahmerampen hydraulisch in der Breite (gemäß aufzunehmender Trommelbreite).
Auf engem Bauraum sind sehr viele Funktionen eingebaut, was die Zugänglichkeit enorm erschwert. So sind die Lasträder im Reparatur- oder Verschleißfall nur müh-sam auszubauen.
Neugeräte mit günstigerem Aufbau
Im Gegensatz zu diesem ungünstigen Aufbau der beiden älteren Fahrzeuge konstruierte Hubtex die Breitenverstellung für die Trommeln als separate, vom Fahrwerk unabhängige Plattform. Dadurch entstand ein stabiles Fahrwerk mit einer guten Zugänglichkeit zu der Lastradaufhängung. Des weiteren konnte hier die Hydraulikfunktionen der Stützböcke und die Stützböcke selbst entfallen.
Oeschgers bisherige Erfahrung war, dass gerade an der konstruktiven Ausführung der Altgeräte an dieser Fahrwerkstelle Reparaturen überproportional hohen Aufwand verursachten. Juan Cantalejo, erläutert, wie die Verbesserung ermöglicht wurde: „Wir entwickelten eine pendelnd aufgebaute Lastradkassette, im Reparatur- oder Verschleißfall kann sie komplett, schnell und ohne großen Aufwand ausgebaut werden. Ein weiterer Vorteil der pendelnd aufgehängten Lasträder ist, dass diese für permanenten Bodenkontakt aller Räder sorgen. Dadurch wird eine optimale Gewichtsverteilung und ein gleichmäßiger Radverschleiß erzielt, was bei den Altgeräten ebenfalls ein großes Problem war.
Damit haben wir wesentliche Schwachpunkte der älteren, nicht durch uns gebauten Geräte bei Brugg in unserem neuen Fahrzeug durch konstruktive Maßnahmen abgestellt.“ Eine wichtige Rolle für die konstruktiven Entwicklungen bei Hubtex spielte die von Brugg über mehrere Wochen zur Verfügung gestellte 12 t schwere Rohrtrom-mel. Cantalejo: „Sie stand im Mittelpunkt unser gesamten Planungen und Feinabstimmungen.“ Zum Beispiel bei der Bremsanlage: Im Gegensatz zu den bisherigen Geräten werden jetzt nicht die Lasträder gebremst, sondern die Antriebsräder. Als Folge ergibt sich eine direktere Wirkung und den Entfall der vielen anfälligen Kleinteile an den Lasträdern. Das nicht alles komplett neu konstruiert wurde, zeigte sich an der Trommelaufnahme. Hier gab es konstruktiv gegenüber der seinerzeit von Brugg entwickelten Lösung kaum Veränderungen.
Bei der Zwischenabnahme vor Ort in Fulda gab es nur noch Kleinigkeiten, die verändert wurden, wie etwa eine Schmutzabdeckung, bevor das Gerät im Oktober 2007 in Kleindöttingen seinen ersten Einsatz hatte. Oeschgers Resümee: „Von der ersten Fahrt an läuft es ohne Probleme. Das neue Fahrzeug von Hubtex ist stabil, prozesssicher, hat weniger Wartungskosten und Reparaturzeiten.“
Empfehlung aufgrund der Erfahrungen
Nicht ausgeschlossen erscheint, dass nach den guten Erfahrungen ein baugleiches Hubtex- Fahrzeug in einigen Jahren die beiden älteren Geräte bei Brugg ersetzt. Jüngst hat Oeschger einem Produktionsleiter-Kollegen seine Erfahrungen mit dem neuen Hubtex-Gerät mitgeteilt. „Der arbeitet mit ähnlichen Trommeln, wenn auch in einer höheren Gewichtsklasse.“ „Hier könnte ein konstruktiv ähnliches Gerät wie un-seres eine passende Option sein“, unterstreicht Oeschger seine Meinung über das neue Hubtex-Fahrzeug.